Verärgert sind die deutschen kleinen und großen Laufveranstaltern. Der Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) hält unbeirrt an die Einführung der ab 1. Januar 2016 beschlossenen Laufgebühr von 25 Cent auf 1,00 Euro pro Finisher (U20) bei allen Laufwettbewerben fest.
Am 29. April 2015 reagierte, vermutlich auf die massiven Kritiken ihrer Mitglieder in Radio, Zeitungen und Protestbriefen, der Leichtathletik-Verband Nordrhein (LVN) und der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW). Sie veranstaltet eine Informations- und Diskussionstagung zum Thema
„DLV-Laufgebühr“ in der Schauinsland-Reisen-Arena in Duisburg, obwohl die gleichen Verbände die Gebühr bei DLV schon lange beschlossen haben.
Das Podium wurde mit folgenden Befürwortern und Kritikern besetzt:
– Anja Wolf-Blanke (Vize-Präsidentin DLV)
– Hans-Joachim Scheer (Geschäftsführer LVN)
– Michael Blomeier (Verbandsleichtathletik-Ausschuss FLVW)
– Detlev Ackermann (Laufwart LVN)
– Martin Masjosthusmann (Pressewart LG Burg Wiedenbrück)
– Michael Brinkmann (Vorsitzender Münster-Marathon und German Road Races (GRR) e.V. Vorstand)
Mit dem Chefredakteur von „Antenne Unna“, Herrn Thorsten Wagner, fand ab 18:00 Uhr eine moderierte Gesprächsrunde statt. Herr Wagner hatte über weite Strecken die Veranstaltung gut geführt, wo die Groß- und Kleinveranstalter und die Vertreter der Verbände Gelegenheiten hatten ihre gegensätzlichen Argumente auszutauschen und nach Lösungen zu suchen. Bei Nachfragen an das Podium ließ er aber deutlich seinen „Biss“ als Chefredakteur vermissen.
Der WFLV-Präsident Hermann Korfmacher begrüßte die Anwesenden und ging in seiner Rede auf die viel beschworene Bedeutung von Solidargemeinschaft im Laufsport hin.
Die Verbände finanzieren sich mit Geldern durch Mitgliedschaften, öffentliche Zuschüsse und erwirtschaftete Serviceleistungen, so Hans-Joachim Scheer.
Martin Masjosthusmann stellte unter anderem die Frage, welche Gegenleistungen der Veranstalter für den „Finisher-Euro“ gebe. Er hinterfragte sehe massiv die Entscheidungen und das „Wie“ der Verbände zum Finisher Euro. Damit sprach Martin Masjosthusmann den vielen anwesenden Laufveranstaltern aus den Herzen und sorgte gleichzeitig bei den anwesenden Vertretern der Landesverbände für sichtliches Erstaunen.
Als „Brückenbauer“ versuchte sich von Anfang an Michael Brinkmann. Überraschend für mich hielt er an der „Lauf-Maut“ fest, aber: „ nicht jetzt sondern erst in einigen Jahren“.
Er stellte auch fest, dass die Basis bei dem Thema Gebührenerhöhung vom Verband vergessen wurde.
Detlev Ackermann verglich die kommerziellen Großveranstaltungen mit den familiären Laufveranstaltungen.
Ein Euro mehr wird keinen ihn bekannten Sportler vom laufen abhalten, so an diesen Abend ungewöhnlich wortkarger Michael Blomeier
Zukunftsängste in Sachen „Laufsport Jugend“ schürte, ein für mich überraschend schacher Auftritt von, Anja Wolf-Blanke. Den Ausspruch: Wir graben uns die eigene Zukunft ab kann ich nur erwider: Wie sieht es den bei uns in den Vereinen an der Basis aus? Auch ein wenig Selbstkritik gestand Frau Wolf-Blanke letztlich ein. Die Kommunikation über die DLV-Laufgebühr ist nicht glücklich verlaufen.
Einige Fragen und Kritiken aus der Teilnehmerrunde:
– Die Art und Weise wie der Verband mit den Laufveranstaltern umgeht.
– Was wird mit den eingenommenen Geldern gemacht?
– Was für Strafen vom Verband kommen auf Laufveranstalter zu, wenn sie ihren Lauf nicht anmelden.
– Was leistet der Verband für die Laufveranstalter
Letztlich wurden Fragen und Kritiken erst nach nochmaligen Nachfragen beantwortet oder es wurde „Drumherum geredet“. Der entstandene Schaden am Verhältnis Laufveranstalter und Verband waren nicht zu überhören, die Kommunikation stimmt überhaupt nicht.
Was nicht angesprochen wurde und auffiel:
Bei einer ca. 90zig minütigen Information- und Diskussionsrunde könne nicht alle Teilnehmer zu Worte kommen. Aber da wäre noch:
– Die sehr hohen Verbandsgebühren für einen Verein. Sie stiegen pro 100 Sportler von 325,00 EUR (2014) auf 380,00 EUR (2015). Zur Erinnerung, vor vier Jahren wurde die Gebühr um 100 % vom FLVW erhöht! Wo bleibt unser Geld?
– Eine neue Variante Gebührenerhöhung die sich an der Größe der Veranstaltung richtet und damit das „Rasenmäherprinzip vom DLV berichtigt.
– Eine DLV Vizepräsidentin, die nach gut zwei Stunden ihren Nebenmann im Podium (Herrn Brinkmann) immer noch mit „Brinkmeier“ ansprach und den Namen Herrn Masjosthusmann nicht über die Lippen bekam! Frau Wolf-Blanke, Respekt sieht nach meiner Meinung anders aus!
– Bleibt zu hoffen, dass die Herren „ Verbandsvertreter“ sich nach diesen Abend nicht wieder zurücklehnen und denken: „ Jetzt haben die Kritiker geschimpft, morgen beruhigen sie sich schon wieder!“
– Während der Veranstaltung wurde ein übertriebenes Catering betrieben, am Schluss der Veranstaltung sogar ein Buffet. Als Geschäftsführer vom TV Flerke habe ich wahrheitsgemäß natürlich auch mitgegessen, hätte ein Brötchen nicht auch gereicht?
– Großes Nachdenken herrschte über diese „Veranstaltung“ auf der 105 Kilometer langen Rückfahrt.
Minimalziele wurde erreicht:
Anja Wolf-Blanke: „Es wird mit Sicherheit über das Thema Laufgebühr nochmals gesprochen. Aber eine bundeseinheitliche Gebühr wird kommen.
Martin Masjosthusmann forderte eine konstruktive Lösung, um weiteren Schaden zu vermeiden.
Hermann Korfmacher: Probleme sind da, um gelöst zu werden“
Eine Ad hoc-Kommission wurde gegründet die diese Thematik weiter vertiefen soll.
Der TV Flerke erwartet spätestens zur Lauftrefftagung am 16. August die Ergebnisse der Ad hoc-Kommission. Dann entscheiden wir über das weitere Vorgehen von angemeldeten Läufen und den Verbleib in den Verbänden. Gedanken wird sich aber jetzt schon über eine Mitgliedschaft in einem neuen zu gründenden „VolksLaufVerband“ gemacht.
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