Das etwas andere Geburtstagsgeschenk
Nachdem die Mitteldistanz am Walchsee ins Wasser gefallen war gab es als einzigen Alternativtermin den Ironman 70.3 in Luxemburg. Der fiel zwar exakt auf meinen. 46. Geburtstag, aber wie könnte ich einen derartigen Tag besser verbringen als bei meiner ersten Mitteldistanz? Gedacht, getan und am viel zu frühen Geburtstagsmorgen an den Start gegangen…
Die Witterungsbedingungen waren pünktlich zum Wettkampftag auch diesmal wieder alles andere als optimal. Um die 15 Grad, und bis zum späten Vormittag kräftiger Regen und Wind waren angekündigt und trotz aller Hoffnungen sollten diese Prognosen auch Recht behalten:
10 Minuten nach dem Start aller Profis (darunter 10 Frauen) gingen um 8.10 alle Frauen der Altersklassen (150 Starterinnen aus 51 Nationen) gemeinsam an den Schwimmstart in der angenehm warmen Mosel. Die erste Boje sollte nach 450 Meter kommen, gefühlt war es mindestens ein Kilometer und ich wähnte mich bereits als Schlusslicht als noch vor Erreichen der Boje die ersten blauen Badekappen, (die 5 Minuten hinter uns gestartet waren!) an mir vorbei schwammen. Das schlechte Gewissen über das Schwimmtraining, das eigentlich immer ohne mich stattfand machte sich breit,und die Situation auch nicht angenehmer. Doch ganz so schlimm, sollte es dann doch nicht werden. Nach der ersten Wendeboje kam ich besser vorwärts, was aber vermutlich eher an der Strömung als an meiner Technik lag, und mit über 13 Minuten Rückstand auf die Spitze verließ ich das Wasser im Mittelfeld der Frauen (inkl. Profis waren wir 160) und als 15. Meiner Altersklasse.
Doch vor meiner Lieblingsdisziplin, dem Radfahren sollte noch meine schlechteste kommen, der Wechsel…. Und tatsächlich gelang es mir, in dieser Phase noch einmal etwa 20 Plätze zu verlieren. Nicht etwa, dass ich getrödelt hätte, aber statt der viel zu weiten Triathlonschuhe wollte ich gerne in meinen bequemen Schuhen fahren, die sich natürlich nur sehr mühsam schließen lassen, dann die Armlinge gegen die Kälte, die Gels, die nicht ins Trikot wollten, die Toilette unterwegs, an der ich unmöglich vorbei gehen konnte, und so kam eins zum anderen…
Völlig abgeschlagen stieg ich dann aufs Rad, und nun begann mein Rennen: es lief trotz heftigen Regens von Beginn an gut, ich richtete mich artig an die Trainervorgaben, auch wenn die Beine am liebsten noch schneller gefahren wären. Von Beginn an auf der Überholspur machte ich mit einem knappen 34er Schnitt fast 70 Plätze in der Damenwertung wieder gut. Die Strecke war abgesehen vom Regen ein Traum, eine 90 km-Runde, zunächst flach und schnell, aber mit viel zu viel Gegenwind entlang der Mosel, anschließend mit fast 600 Höhenmetern durch die Weinberge Luxemburgs, über die Grenze nach Frankreich und die letzten Kilometer an der Mosel entlang zurück. Es war motivierend an all den Männern und Frauen mit eindrucksvollen Zeitfahrhelmen vorbeizufahren, enttäuschend gleichzeitig, denn gefühlte 80% der überholten Damen hatten maximal 5 der vorgeschriebenen 10 Meter Abstand zu ihren Vordermännern. Ich habe mich gefragt, wofür es ein derartiges Regelwerk gibt, und warum die Sheriffs nicht viel mehr Zeitstrafen verhängen um da einmal im Interesse eines fairen Sportes durchzugreifen? Die letzten 30 Kilometer hatte ich dann eine Frau und zwei Männer in meinem Windschatten, die immer mal neben mich fuhren um festzustellen, dass es im Wind doch viel zu anstrengend ist um an mir vorbeizufahren und dann doch wieder schön hinter mir zu bleiben. Eine davon sollte mir später dann den WM-Slot vor der Nase wegschnappen, aber dazu später…
Nach dem Rennen war ich 3. Der Altersklasse. Nun kam also nur noch das Laufen, das ich ja eigentlich auch noch ganz gut kann, zumindest ohne Rad und Schwimmen vorher… Aber vorher kam ja noch der Wechsel. Ich fand mich trotz der Toilettenpause schnell, hatte aber dann festgestellt, dass der Helm auf meinem Kopf in der Toilette nichts zu suchen hatte, also zurück zum Rad, Helm weg und los ging es. In der Summe war dieser Wechsel gar nicht soooo schlecht, aber wieder 2 Minuten auf die Konkurrenz verloren, und so kam ich als 4. Der AK aus der Wechselzone. Die ersten Runden wollte ich eine 4.45 laufen, dann die letzten Runden je nach Gefühl evtl. etwas schneller werden…. Die gesetzte Mindestzeit waren 5 Minuten pro Kilometer. Am Anfang fühlte sich alles noch super an, doch schon in der 2. von 4 Runden musste ich mich immer wieder antreiben um unter 5 Minuten zu bleiben. Die 3. Runde kam und die Uhr zeigte nun immer öfter die 5 vor dem Komma. Statt Motivation setzte sich die Resignation durch, eine andere AK-Athletin überholte mich, nun war ich auf Rang 5 und damit auch weit weg von der WM-Quali. So richtig hatte ich aber auch keinen Überblick und immer noch die Hoffnung durch das Weiterlaufen doch noch von einer anderen Frau überholt zu werden. Doch dann kam 3 Kilometer vor dem Ziel doch noch eine weitere Frau aus der AK 50. Ich lief meine 5 Minuten weiter, konnte nichts mehr zugeben, die letzte Runde war dann auch überhaupt nicht mehr schön, was dann aber auch die Gewissheit brachte, dass ich mir alles gut eingeteilt hatte, und so war ich dankbar über jedes Korn was ich auf dem Rad noch geschont hatte! Die letzten 3 Kilometer zogen sich wie Kaugummi, dann endlich das ersehnte 4. Band und damit die Eintrittskarte für den roten Teppich zum Zielbogen. Was für ein Gefühl! Alles jubelte und feuerte mich an, Gänsehaut pur!!! Und dann hatte ich es nach insgesamt 5 Std 14 Min geschafft, die Emotionen waren überwältigend! Dann eierte ich mit müden Beinen zur erfrischenden Dusche, es waren erst etwa 30 der 160 Frauen im Ziel, daher gab es noch keinen Stau vor dem erlösenden warmen Wasser…
Die Siegerehrung wollte ich trotz der wartenden Geburtstagsgäste in der Heimat unbedingt mitnehmen. Ich war beeindruckt von der Leistung der AK-Platzierten, die fast alle selbst unter den Profifrauen Top-Platzierungen erreicht hätten! Und natürlich schlummerte auch in mir die Hoffnung auf einen der begehrten Ironman-70.3-WM-Slots. Wir hatten in meiner Altersklasse nur einen Slot, die anderen AKs erhielten noch einen zweiten aus den AKs 60 und 70 zugeteilt, gemein… Noch unglücklicher machte mich aber, dass ausgerechnet die ambitionierte Windschattenfahrerin mir diesen vor der Nase wegschnappte. Aber egal, es gab ja auch in meiner Person noch jede Menge Optimierungspotential in Form der Wechsel. Auch könnte ich mal etwas öfter zum Schwimmtraining gehen. Vielleicht einmal pro Woche statt 1x pro Monat? Und dann versuchen wir es im nächsten Jahr noch einmal. Mit ein wenig Glück klappt es dann vielleicht mit der WM 2015???
Bericht von Stephanie Pipke
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