Bericht vom 20. Marrakesch Marathon von Wolfgang Schwabe

Einen schönen Bericht von Wolfgang möchte ich euch nicht vorenthalten. Die Bilder dazu konnte ich leider nicht reinkopieren.

20. Marathon in Marrakesch (Marokko) am 25.01.2009.

Wer weiß, dass man für ganz billiges Geld nach Marrakesch fliegen kann? Marrakesch! Das liegt in Afrika!An einem ruhigen Abend im November, ich hatte es mir gerade bei meiner elektronischen Musik und einer Flasche Bier vorm PC gemütlich gemacht.
Surfen bei den Billigfliegern. Mein Lieblingsstück dröhnte gerade aus den Lautsprechern, da war ich bei Ryanair auf Marrakesch für 43 Euro hin und zurück aufmerksam geworden.
Ein Traum könnte wahr werden. Seit Jahren geht dieser Marathon mir nicht aus dem Kopf.
Ich stelle die Musik leiser und rufe Peter an. Marrakesch für 43 Euro. Peters Antwort. Dann such mal schnell ein Hotel. Kurze Zeit später habe ich das Golden Tulip Farah gefunden für 108 Euro mit HP für 3 Tage. Nur 5 Gehminuten von Start und Ziel entfernt.
Einen kleinen Haken gab es doch. Abflug 06:15 Uhr in Bremen. 500 Meter vom Flughafen gibt es ein kostengünstiges Hotel das ich schon mal in Anspruch genommen habe.
Der Ausflug wird nur unwesentlich verteuert.
Freitagabend treffe ich mich mit Peter in Hannover am Bahnhof und mit Niedersachsenticket kann es losgehen. Wir freuen uns auf diesen exotischen Marathon.
Samstagmorgen um 04:30 Uhr werden wir geweckt und gehen die 15 min. zum Flughafen.
Pünktlich hob der Flieger ab.

Es kann losgehen Wir sind da

Als wir dann nach knappen aber harten 5 Stunden landeten, wegen Nebel verzögerte sich die Landung um 30 min. waren wir von der Kleidung der „Einheimischen“ doch etwas überrascht: Sie unterschied sich kaum von der unseren im winterlichen Deutschland – dicke Jacken, Schal etc. Gefühlte 5 – 8 Grad, wolkig. Na, wird schon noch.
Wir freuen uns trotzdem, verließen das Flughafengebäude und suchten ein Taxi.
Diverse gelbliche Autos hielten auch an der Straße, überwiegend Mercedes Benz 240 D, eine S-Klasse sogar. Okay, alle schätzungsweise Baujahr 1979-1981, auch ein Fiat Panda Baujahr 1975. Als die Taxifahrer, die alle gelangweilt in einer Gruppe standen, uns Touristen entdeckten, gab’s ein übles Handgemenge. Es ging wohl darum, wer uns fahren durfte. Es gewann der mit dem Fiat Panda ….

Startnummerausgabe

Unser Taxifahrer war nett, schwafelte irgendwas von 15 € und legte mit seinem Gefährt los.
Die Scheibe auf der Fahrerseite zog er mit der Hand hoch, die Außenspiegel hingen runter, aber der Wagen sprang gleich an.

Kurz vor dem Start Wolfgang Du hier

Während der Fahrt bekamen wir einen ersten Eindruck von Marrakesch und seinen Bewohnern und deren Fortbewegungsmittel: Esel, Fahrräder, Mofas (besetzt mit bis zu 4 Menschen) und Taxis.
Die Fahrt erinnert mich stark an Neapel. Nach rasanten 10 min. waren wir bereits am Hotel.
Immer noch keine Sonne, Mist. Es sollte auch nix mehr werden mir Baden und so.
Badehose umsonst mitgenommen.

Die Startunterlagen sollte es am Platz des 16. November geben.
Wir machten uns nach dem einchecken im Hotel auf den Weg dort hin und treffen auf eine gut englisch sprechende Dame die unsere Startnummern und zwei T-Shirts in L aushändigt.
Auf dem Rückweg kommen wir am streng bewachten Fußball Stadion vorbei. Ich frage mal nach was hier los ist. Marrakesch spielt gleich gegen Fes. Also alles wie bei uns.
Abends im Hotel beim Büffet waren auch ordentlich Nudeln für uns Läufer.

Nach der Stärkung und einem Marokkanischen Bier waren wir doch ganz schön müde geworden nach dem langen Tag.
Noch ein Tipp für alle, die mal nach Marakesch wollen: Man brauch keinen Wecker! Pünktlich um 5:30 Uhr in der Früh weckt einem der freundliche Muezzin, oder besser gesagt, mehrere, alle, so ungefähr hundert ..

So hatten wir unseren Wecker umsonst gestellt.
06:45 Uhr gehen wir zum Frühstück wo schon viele Läufer, hauptsächlich Franzosen sich stärken.

Kurz nach 08:00 Uhr gehen wir die paar min. zum Start an der Ave de Mohammed VI.
Das Wetter schien sich zu bessern, es gab Sonne. Trotzdem, es war ganz schön frisch, so 5 Grad. Wir haben uns einen alten Pullover übergezogen, der später dankend von Einheimischen angenommen wurde.
Dann bekomme ich doch erste Bekannte zu Gesicht. Sabine wer sonst.
Sie hat ja den Billigflieger Flughafen Frankfurt Hahn vor der Haustür und nutzt das immer wieder mal. So kenne ich Sie. Komisch wir treffen uns nur im Ausland !!!

Pünktlich 08:30 Uhr der Start. Die Zeit spielt wie so oft keine Rolle, ich wollte viel sehen von Land und Leuten und Fotos schießen.
Über 2000 Läufer/innen davon ein drittel Marathon und zwei drittel Halbmarathon machen sich auf den Weg.

Sabine bei Ihrem 170sten Marathon Wolfgang beim 280sten Marathon

Selten habe ich einen Marathon erlebt, wo mehr Uniformierte aufgeboten wurden.
Alle hundert Meter steht mindestens ein Beamter, auch mitten in der Wüste, wo es eigentlich nichts zu bewachen gibt. Das weckt gemischte Gefühle, erinnert die Szenerie doch an einen Polizei- und Überwachungsstaat. Unpolitisch betrachtet hat es den Vorteil, dass wir Läufer relativ störungsfrei unsere 42,195 Kilometer runterspulen können. Mehr aber auch nicht.

Peter sein 70 Marathon

Bei Km 5 sind wir schon aus der Stadt, die erste Verpflegung. Das Wasser wird in kleinen Plastikflaschen gereicht, Sidi Ali, das wohl bekannteste Wasser in diesem Land und zugleich einer der Geldgeber des Marathons. Was folgt, wird sich so an fast jedem Stand wiederholen: kleine Kinder betteln um die Wasserflaschen, und zwar so sehr, dass einem kaum anderes bleibt, als Sidi Ali mit den Kleinen zu teilen. Was dazu führt, dass ich mich immer mit zwei Flaschen eindecke – eine für meinen Durst, die andere für die Straßenkinder.

Nach 10km verlassen uns die Halbmarathonis . Die bei km 19 wieder zu uns stoßen.
Dann laufen sie links in die Stadt, während die Marathonis rechts zuerst durch ein Handwerker viertel und dann weiter nach außerhalb geführt werden.
Die Strecke führte uns vorbei an Hotel- und Armenviertel, Vorstadtgefilde und jetzt kommen Palmgärten, Golfplätze, Kamele und ein bisschen Wüste.

Nach 30 km fehlt mir jetzt Cola, irgendein Iso-Getränk, Also doch wieder Sidi Ali, ein paar Zuckerwürfel, und rein in die letzten Kilometer. Und am Schluss bekommen wir noch eine Abkühlung von oben. Ein wenig regnete es, doch das tat der Sache keinen Abbruch.
Bis es schließlich auf die Zielgerade geht, einen aufgeblasenen Zielbogen durchquerend.
Das Zeremoniell ist in Marrakech nicht anders als in Berlin, Mailand oder Florenz, die erfolgreichen Matadoren bekommen eine Medaille umgehängt, werden durch einen Zielkanal geschleust, und ganz zum Schluss mit Verpflegung versorgt. Natürlich wieder Sidi Ali, Mandarinen, Datteln.

Im Ziel nur glückliche Gesichter: Das hatte sich gelohnt, einen exotischen Marathon gefinisht. Mit Kamelen, Schlangenbeschwörern, Eseltreibern, verschleierten Frauen, fröhlichen Kindern, stoischen Moped- und freundlichen Taxifahrern als Zaungäste.
Peter war kurz vor mir nach 4:21 Std. ins Ziel gekommen und lag im Massagezelt.
Im Ziel treffe ich dann noch auf einen bekannten aus dem 100 Marathonclub.
Hans der laufende Zahnarzt aus Cuxhaven.

links nach Marrakesch km 35 im Regen

Ich gehe ins Hotel, wobei mir der Weg (komischerweise) jetzt viel länger als heute früh vorkommt.
Den Montag verbringen wir auf Entdeckungstour durch Marrakesch.
„Marrakech ist Marokko …“

noch 1 km

Djemaa el Fna Platz der Genüsse – Platz der Geköpften. Die Quintessenz jeder Stadtbesichtigung. Quacksalber, Geschichtenerzähler, Beutel-schneider, Hökerer, Schlangenbeschwörer, Wasserverkäufer, Akrobaten und Garküchen bis in die späte Nacht. Auf dem weltberühmten Platz Jemaa El Fna finden viele ihr Auskommen. Gleich dahinter die weit verzweigten Souks, aus dessen Labyrinth nur die allerstandhaftesten Konsumverweigerer ohne Souvenir herauskommen.

Ziel in Sicht …..und meine Medaille

1980 war ich schon mal hier. Es hat sich inzwischen viel verändert. Einiges doch nicht.
Wie vor fast 30 Jahren füllt sich ab dem Nachmittag der riesige Platz. Händler bieten auf bunten Wagen Datteln und Feigen, Orangen und Oliven in allen möglichen Varianten an. Musiker und Akrobaten zeigen ihr Können und um Geschichtenerzähler und Wahrsager bilden sich kleinere und große Kreise, je nach dem wie spannend oder geheim die Botschaften der Männer sind.

Hans, Wolfgang und Matthias im Ziel Djemaa el Fna

Wir machen noch einen Rundgang durch die Altstadt und die Souks (Handwerkerbereich), die hier größer als anderswo in Marokko sind. Die meist einstöckigen Häuser in diesem Viertel haben zur Straße hin ein großes Tor, das den Blick und den Zugang zur jeweiligen Werkstatt ermöglicht. Jede „Branche“ hat ihren Bezirk: die Gerber, die Schlosser, die Schmiede und Schreiner, Töpfer, Färber usw. Metallisches Hämmern übertönt das laute Stimmengewirr.
Dann steigen wir wieder in den Sightseeing Bus und fahren weiter durch die geheimnisvolle Stadt.

So nimmt auch dieser Tag schnell ein Ende.
Dienstagmorgen lassen wir uns per Taxi, diesmal ein Mercedes für unseren letzten Dirham
(Marokkanische Währung) zum Flughafen bringen.
Hier wartet noch eine Überraschung. Ich treffe Udo (Pressesprecher vom Bürgermeister) aus Hannover den ich zuletzt in Mailand getroffen habe.

Er schreibt außerdem für das Laufmagazin Spiridon wo wir über Marrakesch bestimmt was lesen können. Die Welt ist klein.
Auch der Rückflug war ohne besondere Vorkommnisse und am frühen Abend sind wir wieder in unseren Heimatorten angekommen.

Was für ein Himmel aber wir müssen zurück

Laufen ein Mann und eine Schnecke einen Marathon. Beide kämpfen Kopf an Kopf um den vorletzten Platz. Die Schnecke liegt knapp vorne als der Mann der Schnecke einen Rempler gibt sodass die Schnecke in den Straßengraben fliegt und der Mann das Rennen für sich entscheiden kann. 2 Jahre später klopft es an der Tür. Vor der Tür steht die Schnecke die ihn verärgert anschreit:
„He du, was sollte das denn gerade???“

Sie: „Was laufen Sie eigentlich die ganze Zeit hinter mir her?“
Er: „Jetzt wo Sie sich umdrehen, frage ich mich das auch …“

Wolfgang Schwabe