Darf’s ein Bisschen mehr sein?

von Heidrun May

Eine Triathlon Langdistanz ist eine große Herausforderung. Besteht sie doch aus einem Schwimmwettkampf von 3,8 km, einem Radrennen ohne Windschattenfahren über 180 km und einem abschließenden Marathon. Wem das nicht reicht, der ist beim Israman bestens aufgehoben.
Für das mittunter etwas chaotische Israel ein bemerkenswert gut organisierter Wettkampf im Badeort Eilat am Roten Meer. Es ist bestimmt der einzige Wettkampf, bei dem die Radstrecke vom Militär beschütz wird, da sie an der ägyptischen Grenze verläuft.


Hier sind es zwar dieselben Distanzen, aber die haben es in sich: das Schwimmen im angenehm warmen, glasklaren Wasser des Roten Meeres ist noch im Rahmen des Normalen, aber dann geht es los:

nach den ersten flachen 3 km der Radstrecke beginnt die Kletterei ins Gebirge der Wüste Negev, das für seine starken Winde berüchtigt ist. Steiler und steiler windet sich die Straße hinauf. Wer nicht genügend trainiert ist und nicht mit 12% Steigung gerechnet hat darf hier schon das erste mal schieben.

Oben angekommen, warten einige harte Fans und Freunde, die per Shuttelbus hinaufgefahren wurden, in der windigen und eisigen 2. Wechselzone, um ihre Athleten anzufeuern. Beginnt doch ab hier erst richtig das Rennen. Flach ist es nie. Steile Rampen und ebenso steile Abfahrten wechseln sich ab. Nach 53 km ist der Wendepunkt erreicht und es geht zurück zur Wechselzone. Wie gerne würde hier so mancher Athlet sein Rad abstellen und das Laufen beginnen, aber es wartet noch eine kalte, windige Runde. Jetzt wissen alle, was sie erwartet. Noch einmal geht es durch diese Tortur. Nach 180 km sind eigentlich alle Teilnehmer vom harten Radfahren mit 3300 Höhenmetern gezeichnet. Zum Teil verfroren und schon am Ender der Kräfte klettern sie vom Rad, nette Helfer nehmen das Rad in Empfang und motiviert von den lautstarken Anfeuerungen der eisern aushaltenden Zuschauer wird die Laufstrecke in Angriff genommen.

Auch diese hat ihre eigene Herausforderung: was Stunden zuvor mühsam mit dem Rad hinaufgeklettert wurde, muss nun wieder hinuntergelaufen werden. Jeder Schritt fährt in die Knie und in die Oberschenkel. Nach 12 km ist das Gefälle geschafft und es geht nunmehr recht flach in 3 Runden am Hafen entlang und über die Promenade durch Eilat. An den Verpflegungstellen gibt es neben den üblichen Gels und Getränken auch Datteln und Orangen. Viele freundliche Helfer versuchen es den Läufern so schön wie möglich zu machen. Inzwischen ist für die meisten Läufer die Dunkelheit hereingebrochen. In Eilat, wo viele Zuschauer oder Touristen an der Strecke stehen nicht weiter schlimm, aber hinten am Hafengelände, wohin sich niemand mehr verirrt, sind die Läufer mit sich und der Dunkelheit alleine. Dann endlich ist es irgendwann soweit: das Ziel ist erreicht. Der Zieleinlauf darf mit allen Freunden ausgiebig gefeiert werden und sollte auch unbedingt in Ruhe genossen werden. Nach all den Strapazen des Tages gibt es kein schöneres Gefühl: Es ist geschafft!

Friedrich May vom TV Flerke hat sich am Freitag, den 27.01.2017 dieser Herausforderung gestellt.
Morgens um 6:20, noch in der Morgendämmerung, fällt für die knapp 200 Full-Distanz-Starter der Startschuss. Nach 01:09 std. ist das Schwimmen geschafft und es geht in die Wechselzone. Nach gut 10 min. in der Wechselzone geht es schön warm angezogen mit dem Rad in die Negev-Wüste. Nach langen 7:19 std. liegt auch die 180 km lange Radrunde hinter ihm. Den abschließenden Marathon bewältigt Friedrich in 5:22 std.. In einer Gesamtzeit von 14:19 std. erreicht er überglücklich das Ziel.