Die „Bergischen 5“

von Helmut

Eine neue Herausforderung, eine läuferische Grenzerfahrung gesucht,  gefunden im  Bergischen Land und angemeldete bei den „Bergischen 5“. So begann mein interessantes Laufabenteurer, mein erster Etappenlauf.

Die „Bergischen 5“ war ein Etappenlauf über fünf Tagen um Solingen im Bereich Landschaftslauf und wurde von Organisator Oliver Witzke und Team durchgeführt. Eingeladen waren  ambitionierte Läufer bis zum absoluten Genussläufer die sich an der Schönheit des Bergischen Landes erfreuen sollten.

Bergischen 5 , Orgachef Oliver Witzke (l.)

Zwei Etappenstrecken wurden angeboten, die „Kindergartenrunde“ mit den Streckenlängen von 30 km, 36 km, 45 km, 25 km und 31km und knapp 4000 hm, eine „Erwachsenenrunde“ mit 50 km, 60 km, 70 km, 50 km und 45 km und 6400 hm. Einzeletappen konnten auch mitgelaufen werden. Ich entschied mit für die längere Etappe (wenn schon-denn schon), da Oliver Witzke den Läufern eine großzügige Zielzeit von 12 Minuten pro Kilometer  einräumte.

JHB Solingen-Burg

Die schön gelegene Jugendherberge Solingen-Burg war Start und Ziel der einzelnen Etappen, sowie die Unterkunft der Läufer. Am Samstagnachmittag war die Startunterlagenausgabe, Infos von Oliver zum Lauf und ein gemeinsamer Grillabend.

 

 

Erster Tag: 50 km Start um 7:00 Uhr über eine alte Eisenbahntrasse nach Leverkusen und von dort aus durch das wunderschöne Eifgental wieder zurück.

 Zweiter Tag: 60 km Start um 6:00 Uhr hauptsächlich über den Rundwanderweg um Remscheid (Röntgenweg).

Dritter Tag: 70 km Start um 6:00 Uhr über den Klingenpfad um Solingen mit markierten Abweichungen.   

Vierter Tag: 50 km um 7:00 Uhr über den Wupperbergetrailmarathon

Fünfter Tag: 45 km um 7:00 Uhr durch den Ort Dhünn und an die Dhünntalsperre entlang, wurde wegen Bauarbeiten auf 36 km gekürzt.

Meine Strategie um dieses „Paket“ zu bewältigen, Herzfrequenz im Auge behalten, am Anfang möglichst über eine Stunde Zeitgutschrift herauslaufen und diese bis ins Ziel verwalten.

Ein herrlicher erster Lauftag am Sonntag mit Sonnenschein, den ich ab km 20 alleine lief weil meine HF rasant anstieg. Die Strecke war farblich markiert, aber nicht immer einfach zu finden. Ein großer Nachteil machte sich schon ab den ersten Laufstunden bemerkbar, mir fehlte die technische Möglichkeit den bereitgestellten Track zu nutzen. So waren es in den nächsten Tagen die Gedanken, (habe ich mich verlaufen, wo ist die nächste Markierung, muss ich zurück, Olli hier hättest du mal ein Punkt machen können, Olli wo ist deine Markierung?) einer vorher nicht beachteten Belastung. Am Sonntag waren noch unzählige Mountainbiker, Fußgänger mit und ohne Hund unterwegs, viele nette Gespräche gehabt bevor es zurück zu JHB ging. Erste Etappe ist geschafft, zu meiner Überraschung (ich war so etwas wie Letzter oder so) wurde ich von den Anwesenden am Vorplatz der JHB mit Applaus empfangen. Was war das den, das kannte ich von anderen Läufen überhaupt nicht. Dieses Ritual wurde bei jedem Läufer, jeden Tag durchgeführt, schön, super, toll. Der Rest vom Abend sah für mich so aus, Duschen, Füße hoch, Vorbereitung für den nächsten Lauf (Aufstehen war 4:00 – 5:00 Uhr), Abendessen, Vortrag anhören (wenn es noch geht), schlafen.

Die Oberschenkel sind am zweiten Tag am Start über 60 km beleidigt, wieder laufen zu müssen. Wetter gut, Natur pur, Wegmarkierungen naja. Strategie erfolgreich, bei 30 km habe ich meine Stunde herausgelaufen (Puffer fürs verlaufen). Eine Änderung habe ich dennoch, Sara und Joachim laufen so ca. meine Zeit oder umgekehrt. Ein großer Vorteil, sie laufen nach dem Track. Wir Drei erreichten die auf einer Anhöhe gelegenen JHB gemeinsam. Ab diesen Tag kalkuliere ich aber plus 15 Minuten für das Erreichen der JHB ein, ein echter letzter „Ollianstieg“. Heute Abend (Vortrag auslassen, schnell schlafen).

Die Königsetappe, 70 km, über meine Beine sage ich mal nichts. Das Dreierteam läuft so ab 7 km wieder zusammen, bis km 20 sind so viele Höhenmeter eingebaut das nur plus 15 Minuten beim VP 2 auf meine Uhr stand. Bei VP 3 musste Sara wegen starken Fußschmerzen aussteigen, eine total schwere Entscheidung für eine erfahrene Etappenläuferin. Nächste Probleme bis/bei VP 5 (50km), bei Joachims Garmin ging wie bei mir der AKKU leer, Claudia steigt wegen Muskelprobleme aus, das tut weh. Schönen Dank an Claudia, sie leiht uns ihren Garmin aus und wir könne  die Etappe nur damit beenden. Ein Dankeschön auch an Joachim der mich 20 km lang mit einer störrischen Ruhe (bei aufkommenden Gewitter) zur JHB begleitet hat. Im Ziel war bei mir der „Stecker“ gezogen“ worden, denken geht nicht mehr,  sprechen auch nicht, fast nichts essen, schlafen (doch geduscht habe ich noch). An einem Start morgen früh glaube ich nicht mehr.

Der Wecker ruft mich zur vierten Etappe, am Vorabend habe ich nichts vorbereitet. Der Start wurde wegen des Regens auf 7:00 Uhr verlegt. Ich kann wieder denken und gehen, was kann ein Körper über Nacht alles so regulieren, unglaublich. Sara pausierte heute, erst wieder ein Zweierteam, zwischendurch ein klasse Viererteam mit Karin, Eberhard, Joachim und Helmut über schöne Singelpfade und steile Anstiege. Bei einem bösen Sturz verletzte sich Joachim am Knöchel, er gab aber nicht auf. Ab km 40 verwaltete ich meine obligatorische Stunde, obwohl der steile  Anstieg zur Burg mir nochmals alles abverlangte. Heute Abend hörte ich mir wieder den geplanten Vortrag von Günter an, ich war zuversichtlich auch die letzte Etappe zu bewältigen.

Gemeinsamer Start der Gruppen „K“ & „E“ zur letzten Etappe. Mein rechtes Schienenbein macht Probleme, Überlastung. Oliver teilte uns mit das die gemeinsame Strecke wegen Bauarbeiten leider nur 36 km lang ist. „Er muss geahnt haben dass es mir schlecht geht“, dachte ich. Sara und Claudia laufen heute wieder mir, ein schöner Abschluss für die Beiden. Die ersten 20 km laufen irgendwie, zu meiner Überraschung längst nicht mehr so gut wie gestern. Die letzten 16 km konnte ich das rechte Bein nur noch dazu gebrauchen damit ich nicht umfalle.  Sara und Joachim  begleiteten mich bis ins Ziel, obwohl sie evtl. noch die 42,2 km laufen wollten. Als wir das Ziel erreichten, ich mir einen großen Traum erfüllt habe durften auch ein paar Tränen kullern.  

Wenn ich auf die  5 Tage mit 275 km und 6400hm  zurückblicke, war es eine tolle Zeit die ich nicht mehr vermissen möchte. Getroffen habe ich viele positiv, verrückte, nette Läufer die in ihrer „großen Familie“ ihren Sport betreiben.

Ich hatte unglaubliches Glück und ich betrachte es als ein Geschenk:

  • das tolle Wetter
  • meinen Zimmerkollegen Peter
  • den Veranstalter Oliver und sein super, super Team
  • das ich Sara und Joachim getroffen habe. Die Tipps von Joachim sind bei mir angekommen, so konnten die Bergischen mich nicht „verschluckt“ (ohne Track) und ich bin von den Beiden immer ins Ziel begleitet worden. Ohne euch hätte ich es nicht geschafft, Danke dafür.

Ein nochmaliger Etappenlauf steht bei mir nicht mehr auf der Agenda, aber man soll niemals nie sagen.